Tropical Islands: Südseeparadies mit dunkler Vergangenheit

Zwei Tage Strandurlaub

So taten wir es also…Früh aufstehen, Hunderunde, Früstück, Rucksack schnappen und dann zum „Dome“. Auf den Bus warteten wir nicht, weil wir direkt nach der Abfahrtszeit des Busses an der Haltestelle erst unser Mobil verließen. Danach warteten wir nie mehr auf den Bus, da der Fußweg für uns in 12 Minuten zu schaffen war. Ein wenig Bewegung tut ja gut.

Der Ablauf des Vormittags ist schnell erzählt. Da wir auch nicht mehr so unvorhergesehen beeindruckt waren, waren wir sehr zielstrebig an der Südsee. Hier kaperten wir zwei Liegen (in zweiter Reihe – obwohl die erste frei war…Angst vor Wasserspritzern 😉 ) und sahen eine Frau mit einer Kokosnuss. Sie trank daraus genüsslich mit dem Strohhalm ein Getränk… Alkohol? Um 9??? Warum nicht? Also gingen wir zur Strandbar Palm Beach und fragten, welches Getränk denn in dieser wunderbaren Nuss serviert wird. Es handelte sich um eine Plastikkokosnuss, die man hier käuflich erwerben konnte und die man mit einer Getränkeflatrate alle 45 Minuten an einer der zahlreichen „refresh ´n´ refill“ Stationen erneut befüllen konnte. Dazu kannst du aus über 100 Getränken wählen….! Wahnsinn.. Ich probierte Calo Zero Kirsche, Himbeere, Vanille, Kirsch-Vanille…Am Ende blieb ich bei Cola Zero Himbeer.. Kate´s Favorit wurde eine zuckerfreie Himbeer-Schorle. Die Nüsse, konnte man am nächsten Tag für 14 Euro erneut für eine Tagesflatrate freischalten lassen. Prost!

Danach schwammen wir ein paar Runden, lasen und ließen den Vormittag passieren. Um 12 Uhr begaben wir uns zum Aroi Dee, dem Restaurant mit traditionellen thailändischen Gerichten hier im Dome.

Ein Rückblick in die Vergangenheit des Geländes

Das Tropical Islands in Krausnick, südlich von Berlin, ist unbestritten eine tropische Urlaubswelt der Superlative. In der riesigen Halle, die nach ihrer Errichtung als Luftschiffwerft diente sollte, findest du heute einen Mini-Indoor-Regenwald, einen Südsee-Abschnitt, eine Lagune, eine Saunawelt, diverse Wasserattraktionen und jede Menge Restaurationen. Doch in der silbrigen Fassade spiegelt sich eine Geschichte des Geländes, die man nicht vergessen sollte und die ich hier für euch aus Wikipedia Einträgen zusammengestellt habe:

Vom Militärflugplatz zum Cargolifter-Traum

Das Areal, bis dato als Flugplatz Brand bekannt, wurde schon zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs für die Luftwaffe der Wehrmacht erschlossen. Nach dem Krieg erfolgte eine Weiternutzung und ein Ausbau durch die Luftstreitkräfte der Roten Armee.

Die sowjetischen Streitkräfte, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Besatzung in Deutschland verblieben, erweiterten den kleinen Flugplatz 1950/1951 durch eine 2.500 m lange betonierte nördliche Haupt-Start- und Landebahn. Im Jahr 1958 kam noch eine weitere hinzu. Noch später wurde auf dem Gelände ein Sonderwaffenlager geschaffen, in dem nukleare Fliegerbomben für die jeweilig auf dem Flugplatz stationierten Flugzeugtypen bevorratet wurden. Also Atombomben 60km südlich von Berlin.

So wurde der Flughafen mit seinen drei Landebahnen bis zum Abzug der sowjetischen Streitkräfte im Jahr 1990 genutzt. Die Übergabe an die deutsche Verwaltung erfolgte im Jahr 1992. Die Hinterlassenschaften dieser militärischen Zeit sind allgegenwärtig: Bunkeranlagen, verfallene Gebäude, Armierungsreste und Müll säumen das Gelände.

Krasser Kontrast – beide Fotos sind auf dem selben Gelände aufgenommen…

Sehr cool, wenn auch nicht aus den Zeiten militärischer Nutzung ist der Umbau des Containers zum Mini-Spielplatz (oben in der Mitte).

1998 kaufte die CargoLifter AG einen Teil des Geländes und der Rückbau der nördlichen Start- und Landebahn begann. Im März 1999 startete der Bau der Werfthalle als größte freitragende Halle der Welt. Am 30. November 2000 wurde diese bereits als Werfthalle eingeweiht. Knapp 1,5 Jahre später, am 7. Februar 2002 meldet die CargoLifter AG Insolvenz an. Im selben schnellen Tempo ging es weiter: Am 11. Juni 2003 kaufte der malaysische Konzern Tanjong die Halle und einen Teil des umliegendem Geländes (500 ha), Bereits am 19. Dezember 2004 wurde der Freizeitpark Tropical Islands erröffnet.Im Dezember 2018 wurde mitgeteilt, dass die Tanjong-Gruppe das Tropical Islands an das spanische Unternehmen Parques Reunidos verkaufen wird. Der Verkauf war im Februar 2019 abgeschlossen.  Parques Reunidos betreibt über 60 Parks weltweit und knapp 30 davon in Europa. Damit zählt die Firma zu einer der größten Betreiber von Freizeitparks. 

Meine Meinung

Eine kleine Wanderung über das Gelände des Tropical Islands offenbart die Schattenseiten der Vergangenheit. Echt makaber: Tourismus vor einer Kulisse, die mit Krieg und Zerstörung verbunden ist. Die Vermarktung als Südseeparadies verharmlost die Geschichte dieses Ortes und lässt die eventuell Frage nach der Verantwortung aufkommen. Ich hätte mir gewünscht, wenn es vielleicht einen Rundweg mit Info-Tafeln, ein Mahnmal oder irgendetwas in dieser Richtung gegeben hätte -aber hier ist NICHTS. Es wirkt rund um den Campingplatz wie ein alter Schrottplatz – mal stößt man auf ein umgekipptes, verrostetes Metallfass aus dem Bitumen ausgelaufen ist, etwas weiter muss man aufpassen, nicht in ein 15cm aus dem Boden ragendes Metallseilstück zu laufen, oder sich die Zehen zu stoßen…

Kritikpunkte:

  • Schrott liegt herum auch in den Waldstücken und Wegen zwischen Camping-Bereich und Dome
  • Verharmlosung der Geschichte durch die bloße unreflektierte, touristische Nutzung
  • Bunker sind teilweise offen und mit Müll (auch vom Tropical Islands) gefüllt
  • Verletzungsgefahr für Mensch und Tier (Wir fanden nur ein Hinweisschild am Rande einer riesigen Wiese!).

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Fazit:

Das Tropical Islands ist ein Ort mit zwei Gesichtern. Die tropische Urlaubswelt steht im krassen Kontrast zu einer Vergangenheit, die von Krieg und Zerstörung geprägt war. Uns hat es hier jedoch super gut gefallen, die Tage im Dome waren Klasse und die unmittelbare Umgebung ist irgendwie „weird“ und hatte einen „lost-place“ Charakter.

Ward ihr schon einmal hier? Wie war es? Übertreibe ich hier und wir sollten das ewige Zurückblicken lassen, oder ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Geschichte immer noch „Up to Date“ – vielleicht sogar mehr als denn je?? Schreibt mir doch unten eure Meinung zu dem Thema! Wir sind auf jeden Fall am Freitag dann weiter. Das Wetter war „sche…“ und wir bliesen unseren Abstecher in den Spreewald ab…Aber das lest ihr im nächsten Eintrag! Bis dahin – eine schöne Zeit!

2 Kommentare zu „Tropical Islands: Südseeparadies mit dunkler Vergangenheit

  1. Guter Beitrag, Tipp: weird schreibt man weird, wenn schon Anglizismen… 😉 wobei… hmm… „fremdartig“ oder „befremdlich“ sind wirklich schöne Worte, die ein viel komplexeres Bild erzeugen… na, zumindest bei mir. 😉 Grüße!

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    1. Vielen Dank für deinen Kommentar – ist geändert und natürlich gibt’s auch vielschichtige Wörter in unseren schönen Sprache! Allerdings sind meine Artikel natürlich auch keine Beträge im Sinne von hochklassigem Journalismus, da geht’s dann manchmal doch schnell und auch Fehler finde ich erst nach Veröffentlichung! Beste Grüße!

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