Es sollte ein Regentag werden und so machten wir uns auf den Weg in Richtung Kaunas. Den Grenzübertritt von Lettland zu Litauen nahm man, wie bereits gehabt, nicht wirklich wahr. In Kaunas angekommen waren wir ein wenig enttäuscht: die beiden potentiellen Plätze, die wir anfuhren waren wirklich nicht einladend. Na klar, Plätze in unmittelbarer Stadtnähe sind halt mit allen Problemen der Zivilisation belastet. So findet man z.B. meist viel Müll vor. Auf dem zweiten der beiden Plätze gingen wir zumindest einen kleinen Gang mit unserer Hündin und entschlossen uns, nach dem Mittagessen einfach weiter zu fahren. Wir würden Litauen dann aber verlassen und kurz hinter der Grenze in Polen einen kostenlosen Campingplatz ansteuern. Das wäre eine schöne Idee, weil er direkt an der Straße der „Trojstyk Granic“, also dem Dreiländerpunkt Polen/Litauen/Russland, liegt – den wir ja auch noch auf unserer „bucketlist“ hatten, sollte eine Durchfahrt durch die Oblast Kaliningrad nicht möglich sein. So fuhren wir also weiter durch Litauen und selbst beim großen Grenzübergang zwischen LT und PL gab es zwar stichpunktartige Kontrollen, wir wurden aber nicht behelligt. Vermutlich lag es daran, dass wir noch – jeweils vor den Grenzübertritten – fix (10 Minuten vorher) unsere digitale Reiseanmeldungen gemacht hatten und mit den nötigen QR-Codes ausgestattet waren 😉 . Es war ja eigentlich nicht geplant, Litauen innerhalb eines Tages zu betreten und wieder zu verlassen.
Uns war klar, dass die kleine Straße, die zum Dreiländereck und somit zu unserem Platz führte, nur eine kleine, kurvige Straße direkt an der Grenze zur Oblast Kaliningrad sein und dementsprechend nicht im besten Zustand sein würde, aber es war dann am Ende der Fahrt dann doch noch mal echt anstrengend. Wir hatten alle drei keine Lust mehr und waren froh, als wir ankamen. Wir wurden aber wirklich belohnt – schon 2015 hatten wir am Oberländer Kanal (dort wo die Schiffe mit Hilfe von Wasserkraft auf Waggons über drei Hügel gezogen werden) einen solchen Campingplatz vorgefunden. Mit Hilfe von lokalen Fonds, EU-Hilfe und verschiedenen Projekten versucht man hier – dem Trend (der im Baltikum und Polen eigentlich kein Trend ist, da schon immer so gemacht) – seine Freizeit mit Familie in der Natur zu verbringen – verschiedene Angebote bereitzuhalten. Es gab 8 Plätze für Caravan oder Reisemobile, eine riesige Zeltwiese, einen Volleyballplatz, eine Steganlage (der Platz ist u.a. auch ein Stopp für Kanuten), ein Sanitärhaus, eine Outdoorküche, eine große Anzahl überdachter Picknick-Plätze sowie eine Wasserutsche! Alles war top gepflegt und wirkte wirklich einladend.




Wir richteten uns also ein und gerade, als wir fertig waren, bekamen wir eine Nachricht der „Bulli-Besatzung“ (ihr errinnert euch: der braune Lübecker Bulli, dem wir geholfen hatten, aus dem Sand zu kommen). „Wo seid Ihr? Wir fahren heute noch in die Nähe von Mariampole und wären gegen Abend dort irgendwo.“ Hm, wir sind ja schon weiter, also ca. 60 Kilometer und schon in Polen. Ich schrieb den beiden, dass wir uns kurzentschlossen doch schon nach Polen begeben hatten und es hier einen tollen Platz gäbe. Prompt kam die Nachricht: „Wir haben uns den Platz gerade angeschaut: Klasse! Bis nachher! Navi sagt, dass wir gegen 20 Uhr da sind!“
Cool, darüber freuten wir uns! Der Platz füllte sich gegen Nachmittag und wir hielten eine „Parzelle“ neben uns für den Bulli frei. Kurz nach 20 Uhr kamen die beiden tatsächlich an und nach ihrem Abendessen kamen die beiden zu uns und wir saßen noch bis 0300 Uhr zusammen.

Natürlich war dadurch die Nacht recht kurz, aber wir wollten ja gegen Mittag am Dreiländereck sein und so verabschiedeten wir uns – nachdem wir noch ein paar Sight-Seeing und Stellplatz-Tipps ausgetauscht hatten – voneinander und wir fuhren nach der Ver-/Entsorgung in Richtung Trojstyk Granic.
Etwa 500 Meter vor der Säule, die das Dreiländereck markiert, gab es einen kleinen Parkplatz, der im Rahmen des Projektes „Green Velo“ (Ein Fahrradweg-Projekt im Osten Polens mit knapp 2000 Kilometer Länge!) erbaut wurden war. Dementsprechend waren wir natürlich nicht allein am Grenzpunkt.
Wir hatten gelesen, dass eine Stimme aus dem Lautsprecher eine Warnung an einen Auspricht, sollte man „unbemerkt“ in den russischen Abschnitt kommen oder sogar nur Bilder in Richtung Russland machen. Auch Grenzsoldaten würden dann rasch auftauchen. Beides erlebten wir nicht – obwohl Kate Bilder der Russischen Föderation machte….





Danach fuhren wir weiter – etwa zwei Stunden hatten wir eingeplant – nach Mragowo. Wir waren 2015 schon in Ermland-Masuren und so freuten wir uns schon auf das satte Grün, der Wälder und Wiesen, die imposante Hügellandschaft und die unfassbar vielen Seen, die links und rechts der Route liegen.
Wir fuhren auch wieder an der „Wolfschanze“, der Gedenkstätte des ehemaligen Führerhauptquartiers, vorbei und es lief uns ein Schauer über den Rücken, bei der Erinnerung an die „Freizeitaktivitäten“, die man dort buchen konnte…
Bevor wir kurz vor Mragowo in eine sandige Stichstraße bogen, stellten wir fest, dass wir gerade an dem super tollen, terrassierten Campingplatz – auf dem wir 2015 nächtigten – vorbeigefahren waren. Damals war aber das Wetter besser..


Bei unserem diesmaligen Stellplatz waren wir uns im Vorfeld nicht so ganz sicher, ob er von uns überhaupt angefahren werden könnte… Eine extrem steile Sandstraße würde zum See hinunterführen. Als wir ankamen war allerdings oben ein Plateau und wir entschieden uns – nachdem wir zu Fuß den Weg abgegangen waren – oben zu bleiben.






Auf den Bildern sieht es zwar nicht so aus, aber die steile Straße wäre für unsere Kupplung mit Sicherheit ein Kraftakt geworden….Muss ja nicht sein.
So richtig im Klaren darüber, wie die Reise weiter geht sind wir uns noch nicht – auch wenn ich im Video gleich schon sage, dass wir an der Küste fahren… Wir wollen ja auch nicht einen Großteil der Polenreise 2015 einfach wiederholen…