
Die Nacht am Sperrwerk war ruhig…Am Montagmorgen sind wir dann wieder früh los. Unser Tagesziel: die Region Västernorrland. Unser Nachtlager würde am Rande des „Skuleskogen Nationalparks“ an der Hoga Kusten liegen. Am Südeingang gibt es auf dem kostenlosen Parkplatz des Nationalparks einen neuen Bereich speziell für Reisemobile. Es gibt keine Infrastruktur, es ist nur ein Parkplatz – aber mehr brauchen wir ja nicht.
Über den Nationalpark Skuleskogen
https://sverigesnationalparker.se/de/nationalpark-wahlen/skuleskogen-nationalpark/nationalpark-fakten/
Im Nationalpark Skuleskogen findet man einen der wenigen großen Wälder, die es noch in Küstengebieten gibt. Hier kann man tagelang wandern, sich an den üppigen Feuchtwäldern erfreuen oder hoch auf die Felsen steigen und die gewaltigen Aussichten bestaunen.

Die letzten 8 Kilometer Anfahrt zum Südeingang waren durch einspurige Schotterpisten mit zum Teil schönen Steigungen geprägt. Zum Glück gibt es aber genug Haltebuchten am Rand, sollte es mal Gegenverkehr geben. Da wir gegen Mittag ankamen, brauchten wir sie nicht. (Vorsicht Spoiler: Am heutigen Dienstag fuhren wir gegen 0930 los, da kamen uns viele Fahrzeuge entgegen, die zum Nationalpark für einen Tagesausflug wollten.)
Als wir ankamen, war der reservierte Bereich für Reisemobile bereits voll und so quetschten wir uns in eine kleine Lücke (sonst nicht so unsere Art…). Wir holten gerade die Zutaten und Utensilien für eine „Gemüsepfanne (Georgische Art) mit Skötbullar (Schwedische Art) aus den Schaps – als eine Familie, die mit einem Wohnwagen und daneben abgestellten PKW bisher den größten Platz beanspruchten, plötzlich zur Abfahrt aufbrach.


Kate hielt Pfannen und Hund, als ich blitzschnell in die – so entstandene – ziemlich große Parkfläche reinzirkelte. Supi – jetzt hatten wir zur Eingangstür eine Hecke – also konnte niemand auf der Seite wieder dicht auf „Kuschelkurs“ kommen und durch die dreieckige Fläche der Parkbucht, würde auch kein allzu großes Mobil mehr neben uns passen. Maximal ein Van / Kastenwagen. Der kam auch prompt – neben uns parkte eine 3 köpfige Crew nebst kleinem Hund mit ihrem silbernen Kastenwagen ein. Solana mochte den silbernen Ford Transit auf Anhieb…

Also, zweiter Anlauf – Georgische Gemüsepfanne mit …ach ja, da waren wir schon – wisst ihr schon… Nach dem Essen machten wir uns zu Fuß auf, einen – wirklich nur winzigen Teil – des Nationalparks anzuschauen. Die knapp 1.5 stündige Tour machte trotzdem Spaß und hinterließ einen groben Eindruck davon, dass man hier problemlos mehrere Tage mit Zelt wandern kann.






Die Wege waren top gekennzeichnet und ausgebaut, wenn auch manchmal auf mehreren hundert Meter langen Bohlenpfaden.






Gegen Abend blieb der Platz voll, es war aber wirklich ruhig. Um 2230 fiel uns erstmals so richtig auf, dass es hier oben noch wirklich lange hell war…
Den ganzen Tag hatten wir – aus planerischen Gründen – die Mobiltelefone mit der Wetterapp nicht aus den Händen gelegt. Das, was wir da seit 2 Tagen beobachteten, war eine Entwicklung, die uns irgendwie nicht schmeckte. Je weiter wir nördlich, bzw. später westlich in Richtung Norwegen und den Inseln der Lofoten kommen würden, würde das Wetter von hier „tropischen“ 19 Grad und 10 Stunden Sonne auf das „Norddeutsche Weihnachtswetter“ mit 8-12 Grad und 0-2Stunden Sonne umschalten. Zur Belohnung würden dann jedoch noch jede Menge Schauer mit Starkwindabschnitten auf uns warten…
„Lohnt es sich, dafür insgesamt 2000km mehr einzuplanen?“ – „Ist egal, wir haben Urlaub…“ – „Bekommen wir dann genug Gas?“ – „Wikinger drehen nicht um!!!“
Sprüche, die man am 18.07. im Laufe des Tages von der Besatzung im Mobil hören konnte…
Wir entwickelten einen Alternativ-Plan. Am Dienstag würden wir direkt zum „Polarsirkelcenter“ (etwas nördlicher als die Stadt Mo I Rana in Norwegen und nicht wie geplant nach Jokkmokk (Stadt 8Kilometer nördlich vom Polarkreis) in Schweden aufbrechen und von dort aus nicht mehr zu den Lofoten fahren, sondern dann langsam an der Norwegischen Küste in Richtung Süden. Das Wetter wäre dadurch dort zwar nicht besser, aber wir müssten unsere Reise nicht umbenennen und würden uns ca. 1500km und etwa eine Woche Lofoten Hin- und Rückfahrt sparen, um vielleicht auch noch mal den einen oder anderen Tag mal an einem schönen Ort zu bleiben. Mit etwas Glück ist in 10 Tagen die Prognose für den Weg zurück in Richtung Süden dann ja auch wieder etwas freundlicher. Unsere Lofotenreise ohne Lofoten, echt abgespeckt, aber ein Kompromiss. Zum Glück heißt dieser Sommer nicht „Rund-Europa: Lofoten-Adventure!“ (War das eine Eingebung?)… Egal… Also, abgemacht!
So machten wir es also:
Heute Morgen machten wir unser Mobil klar, und verließen den Nationalpark in Richtung Örnsköldsvik. Die für uns letzte, etwas größere Stadt an der E4, bzw. Ostküste Schwedens bevor wir diese verlassen würden. Hier tankten wir Diesel und Wasser bei einer CircleK Tankstelle


und gingen uns beim örtlichen „Lidl-Market“ verproviantieren.
Ein bisschen Sorge bereitete uns tatsächlich – nach wie vor – die Gasversorgung. Wir haben ja bloß die eine 11kg Tankflasche mit und die ist jetzt seit drei Tagen in Gebrauch. Eigentlich kein Problem im Sommer! Man kann locker 2-3 Wochen hinkommen, also den Kühlschrank bei Standzeiten über Gas betreiben, Essen kochen und morgens Duschwasser erhitzen. Da hier aber nachts Temperaturen um die 10 Grad sind und bei der 3 tägigen Reise durch Lappland tagsüber 14 Grad sowie heute schon…(Obwohl die Sonne „knallte“…)

und nachts etwa 6-8 Grad zu erwarten sind, bleibt es spannend, ob wir hinkommen. Da es in Schweden tatsächlich an Tankstellen so gut wie keine Möglichkeit gibt, selbst LPG zu tanken und auch nur sporadisch Füllstationen ausfindig zu machen sind, bleibt noch die Möglichkeit eine Schwedische Flasche in den leeren zweiten Kasten zu stellen. Also überlegten wir, ob wir bei der CircleK eine Flasche käuflich erwerben sollten….Der Preis von aber umgerechnet 185€ für eine 11Kg Flasche mit Füllung schreckte uns ab… Wir würden in 3 Tagen Schweden verlassen und man kann die Dinger nicht irgendwo zurückgeben. Das ist wie in Deutschland….Es sind Kaufflaschen. Und so ein teures Ding dann an den Grenzübergang stellen….Nee… In „Mo I Rana“ (Norwegen) soll es angeblich eine LPG-Station geben. Bis dahin muss die Flasche reichen, also Kühlschrank eine Stufe runter gedreht und nachts wird jetzt ne zweite Decke aufs Bett geschmissen. Solana muss dann ihren Fleece Pullover als Schlafanzug tragen….Wird das gehen? Wird das reichen? Fragen, Fragen, Fragen… Wenn man das wollte, könnte man jetzt auch auf Kreta an einer Hotel-Pool-Bar sitzen….Will man das?
Als wir dann nach dem Einkauf die Stadt Örnsköldsvik verließen, dauerte es nur eine halbe Stunde und wir fühlten uns in ein komplett anderes Schweden versetzt. Auf einmal war die Straße schmal, mehrere Kilometer weit kerzengerade, dann wieder in kleinen Serpentinen auf 400m rauf. Wälder, Wälder, Wälder…. Zeitweise kam uns über 45 Minuten kein Auto entgegen…





Wir suchten uns einen Platz auf einem Wander-/Parkplatz an einem Naturlehrpfad ein paar Kilometer vor Lyksele, einer kleinen Stadt im südlichen Lappland. Wir teilten uns den großzügigen Parkplatz mit einem PKW inkl. Zelt, einem VW-Bus mit Zelt und einem anderen Wohnmobil. Wir wollten – anders als die Anderen – direkt am Flussufer stehen, das bedeutete aber, dass wir 3 Flatjack-Kissen benötigten, um unser Mobil gerade ausgeglichen zu bekommen. Leider war jetzt die Eingangstür – die seit der weiteren Höherlegung sowie so schon sehr hoch ist – für Kate und Solana nur schwer zu erreichen. Wir fanden jedoch eine Lösung.









Nach wirklich leckeren Fischbrötchen machten wir uns auf, den Naturlehrpfad auf der gegenüberliegenden Straßen Seite zu erkunden.






Beim Eingang wurde uns schon klar, dass der einst – vermutlich – toll angelegte Pfad mit seinen Infotafeln nicht mehr gepflegt wird. Nachdem nach einer halben Stunde für uns kein Weg mehr erkennbar und das Gras und die Pflanzen so hoch waren, dass Solana wie ein Pferd immer hoch sprang, um den nächsten Meter vor ihr erkennen zu können, machten wir kehrt und verließen das wunderschöne Stückchen unberührte Natur an der südlichen Pforte zu Lappland. Stattdessen holte ich den Quadcopter aus dem Mobil und versuchte noch ein paar Aufnahmen für unseren Youtube Clip zu machen. Den Abend am rauschenden Fluss genossen wir bei noch immer sonnigen 12 Grad und stellten uns aber schon gedanklich auf die herbstlichen Bedingungen der nächsten Tage ein.


Heute sind wir ca. 300Kilometer von unseren bisher 1938 abgespulten Kilometern gefahren.
Mal sehen, vielleicht habe ich gleich noch Lust, ein wenig Videos zu schneiden, sonst vielleicht ein anderes Mal….. Bis – auf jeden Fall – ganz bald! (Update ne Stunde später: Nein, ich habe keine Lust mehr – es ist 2033…Zeit für die Koje….)

Sehr abendteuerlich. Ihr werdet viele Hindernisse bestimmt überwinden. Wir sitzen bei 30 Grad auf der Terrasse und wuerden gerne ein paar Grade abgeben. Hoffen, dass das Gaslproblem sich auch bald auflöst. Umarmen euch.
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