Frühlingsluft und Abenteuerlust!

Ein Wohnmobilwochenende mit Sonne, Wandern, freuen und fürchten

FREITAG: Endlich… Die Wettervorhersage für das Wochenende änderte sich seit Tagen nicht – die Tendenz zeigt zart in Richtung Frühling!

Mit unserem gepackten Wohnmobil brachen wir am Freitagnachmittag in Richtung Elbe-Weser-Dreieck auf. Ziel: Gnarrenburg im Landkreis Rotenburg. Nach einer sonnigen, aber irgendwie nervigen Fahrt kamen wir nach knapp 1.5 Stunden in Gnarrenburg an. Unsere Freunde Dominique und Marco waren kurz vor uns angekommen und hatten es sich schon am frei zugänglichen Grillplatz gemütlich gemacht.


Wir entschieden uns gegen ein Essen im Freien, aber trotzdem nutzten wir die Restsonne, um zumindest unsere Leckereien draußen zu grillen. Mit dem fertigen Grillgut zogen wir jedoch ins Reisemobil um und ließen es uns schmecken.

SAMSTAG: Gut gestärkt vom Frühstück starteten wir am Samstagmorgen unsere Wanderung auf dem NORDPFAD Eichholz und Franzhorn. Ca. 13 Kilometer lagen vor uns, und die Aussicht auf nette Landschaften und urige Wälder bei ersten frühlingshaften Temperaturen und Sonne spornte uns an.

Der Weg führte uns zuerst durch den Forst Eichhoz und dann weiter über leicht wellige, fruchtbare und waldreiche Geestbereiche und anschließend durch ebene und kultivierte Moorflächen mit weitem Grünland, Entwässerungsgräben und Kanälen. Wir waren wirklich überrascht, wie gut die Wege begehbar waren – nach den wirklich langanhaltenden Niederschlägen. Bei uns in der Umgebung sind alle Feld-/Waldwege eigentlich im Moment ohne Wathose nicht benutzbar!

Kurz nachdem wir die niedliche und ruhige Siedlung Brillit durchquert hatten bogen wir in einen naturnahen Weg ein, der mitten durch die Felder zur nächsten kleinen Siedling Rübehorst führt. Ca. auf der Mitte des Weges legten wir eine kleine Rast auf ein paar Feldsteinen ein.

Nach der Pause entdeckten wir, dass es 50m weiter auch eine Bank gegeben hätte….

Am frühen Nachmittag kehrten wir zu unserem Wohnmobil zurück und wir nutzten die Sonne auf dem Platz noch, um eine weitere Stunde vor den Mobilen in der Sonne zu sitzen.


Dann verabschiedeten sich Dominique und Marco und fuhren nach Hause.
Wir räumten unsere Stühle ins Auto, bereiteten unser Abendessen vor und lasen, bzw. planten die Stationen für den morgigen Sonntag.

Am Sonntagmorgen hieß es Abschied nehmen vom kleinen, kostenlosen aber grandios gelegen Stellplatz in Gnarrenburg. Wir entsorgten noch unser Brauchwasser und fuhren als erstes Tages-Ziel zum Moorturm in Forstort-Anfang.

Zusammen mit der NABU Umweltpyramide hat die Gemeinde Gnarrenburg den elf Meter hohen Aussichtsturm mit Weitblick in das Naturschutzgebiet Huvenhoopsmoor errichtet. Herzstück des Naturschutzgebietes ist der Huvenhoopssee, das letzte noch natürlich erhaltene Moorgewässer im Teufelsmoor. Während der Vogelflugzeiten im Frühjahr und Herbst erleben Besucher und Besucherinnen vom Moorturm in der Abenddämmerung ein besonderes Naturschauspiel. Dann sammeln sich hunderte Kraniche, die hier auf ihrer Reise zu den Brut- bzw. Winterrevieren Zwischenstation machen.

Auszug aus der Internetseite „gnarrenburg.de/freizeit-tourismus“

Der Moorturm ist nach ein paar hundert Metern bequem über einen Weg vom Parkplatz zu erreichen und ist wirklich ein Highlight. Von hier oben hat man einen tollen Blick auf den See und das Moor. Leider war der Wind hier oben ziemlich frisch, so dass wir nach einer halben Stunden ein wenig durchgefroren die Aussichtsplattform verließen und das nächste Ziel ansteuerten. Den Moorerlebnispfad im Naturschutzgebiet Huvenhoopsmoor.

Auf dem Moorerlebnispfad wurden wir auf Holzschnitzelwegen und Holzstegen durch eine sogenannte „Sukzessionsfläche“ geleitet: Um den Mooreindruck auch auf der zur Zeit noch mit Gras bewachsenen Wiese zu schaffen, wurde von einem großen Teil der Fläche die sogenannte Bunkerde, also die oberste grasdurchwurzelte Torfschicht, abgenommen und die freigelegte nasse Weisstorffläche sich selbst überlassen. Hier bildet sich spontan eine Wollgrasfläche mit Torfmoosen in feuchteren Senken und Sonnentau auf dem nacktem Torf.
Begleitet wurden wir auf 13 Stationen, die uns das Moor näher bringen sollten – von „Huvi“, dem Moorkobold.

Als dritte Station stand ein Besuch im KZ Lager Sandbostel auf dem Programm.
Erschreckend ist es immer, wenn man sich vor Augen führt, wie viele Lager die Nationalsozialisten in den Jahren ihrer Schreckensherrschaft aufbauten. Wo immer wir auch auf Reisen sind – mit ein wenig Recherche findet man in der näheren Umgebung Hinweise auf ein solches Lager. Manchmal sind nur Fragmente übrig, manchmal Ruinen oder gar intakte Gebäude.

Fakt ist, sie sind alles Orte, die von unfassbarem Leid und unmenschlicher Grausamkeit zeuge, aber gleichzeitig auch immer Orte der Erinnerung und Mahnung sind – und sein sollten!

Das Lager Sandbostel war während des Zweiten Weltkriegs ein Kriegsgefangenenlager, in dem zeitweise bis zu 50.000 Menschen aus verschiedenen Nationen unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten wurden. Ab 1945 wurden hier auch Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme untergebracht, die auf Todesmärschen in das Lager getrieben worden waren.

Beim Betreten des Lagergeländes fallen sofort die noch erhaltenen und einige langsam zerfallenden Baracken auf.

Einige erhaltenen Gebäude sind für den Besucher zugänglich und in einigen findet man auch eine Ausstellung, bzw. Dokumentationsräume und vielen Informationen – auch über die Nutzung der „Anlage“ nach der Befreiung des Lagers durch die britischen Truppen.

Der Besuch hinterließ bei uns Unbehagen… Vor allem die Nutzung des Lagers nach der Internierung von KZ-Wach- und SS-Männern (1945 – 1948) und Strafgefängnis (1948 – 1952) als Notaufnahmelager sorgte bei uns für ein merkwürdiges Gefühl.

Am 1. April 1952 richtete das Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte das „Notaufnahmelager Sandbostel“ für jugendliche männliche Flüchtlinge aus der DDR ein. Das Gelände in Sandbostel bot Raum für 800 bis 1.000 Jugendliche, die zeitgleich in vier der ehemaligen hölzernen Unterkunftsbaracken der sowjetischen Kriegsgefangenen untergebracht wurden.

Täglich kamen in Sandbostel etwa 100 neue Flüchtlinge an, ungefähr die gleiche Zahl verließ jeden Tag das Lager. In der Regel waren die zwischen 15 und 24 Jahre alten Jugendlichen acht Tage bis zwei Wochen in Sandbostel untergebracht, bevor sie auf die verschiedenen Bundesländer nach einem Quotenschlüssel verteilt wurden.

https://www.stiftung-lager-sandbostel.de/geschichte/nachkriegsnutzung/notaufnahmelager-1952-1960

Aber genau dieses „merkwürdige“ Gefühl ist das – was meiner Meinung nach – die nachhaltige Wirkung erzielt!

Gedenkstätten wie z.B. das „Lager Sandbostel“ sind wichtige Orte des Nachdenkens,der Erinnerung und Mahnung. Sie helfen uns, die Vergangenheit zu verstehen und die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu würdigen.

Gleichzeitig sind sie auch Orte des Fragens, der Bildung und des Lernens. Sie zeigen uns, wie wichtig es ist, für Toleranz, Demokratie und Menschenrechte einzutreten.

Deshalb versuchen wir stets auf unseren Reisen und kurzen Touren – wo sich die Gelegenheit bietet – uns immer wieder auch mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen und Gedenkstätten wie diese zu besuchen.

„Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Erinnerung an die Opfer wach bleibt und dass sich die Gräueltaten der Vergangenheit nie wiederholen!“

Fazit:

Unser Wohnmobilwochenende mit Wanderung auf dem NORDPFAD Eichholz und Franzhorn, den vielen tollen Informationen und Einblicken ins Moor und der Lagerbesuch war ein voller Erfolg! Die perfekte Mischung aus Abenteuer, Natur und Entspannung. So haben wir es uns über die letzten grauen Wochen gewünscht!

Der Auftakt zu unserem Mottojahr „Deutschland ist (auch) schön!“ ist gelungen!

Tipps für eure eigene Reise ins Moor, bzw. auf den Nordpfaden:

  • Informiert euch vorab über die Öffnungszeiten der Orte und die Wetterbedingungen.
  • Packt ausreichend Proviant und Wasser ein (Nicht nur Wein und „Kinder Bueno“ ;-).
  • Tragt bequeme und vor allem feste Schuhe und am besten Kleidung die flexibel ist (Stichwort Zwiebel!)
  • Nehmt Rücksicht auf die Natur und hinterlasst keine Spuren – auch auf den Wohnmobilplätzen!!! Falls keine Mülltonnen vor Ort – nehmt euren Müll bitte mit!
  • Genießt die Zeit und die wunderschöne Landschaft!

Weitere Informationen:

Viel Spaß beim Wandern und Entdecken!

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