Tag 15/16: Wasserfälle im Lahemaa Nationalpark und Tallin

In der Regennacht auf Sonntag waren tatsächlich noch weitere hartgesottene Zelt-Camper auf die Landzunge gefahren, wie wir beim Frühstücken feststellten.

Für die ca. 90km nach Tallin hatten wir uns ein paar „Schleifen“ in die Routenführung eingebaut um noch 3 Wasserfälle hier im Lahemaa Nationalpark einen Besuch abzustatten. Meistens sind solche „Spots“ zwar nicht besonders gut ausgeschildert, aber mit der RMK-App (Ihr erinnert euch: RMK = estnische Fortsverwaltung) kann man alle offiziellen Wanderwege, -Parkplätze, Grill- und Zeltplätze, sowie weitere „Natur-Highlights“, wie z.B. Wasserfälle auf einer Karte einblenden und sich nähere Informationen, bzw. Koordinaten anzeigen lassen.

Somit hat man auch gleich immer einen „offiziellen“ Parkplatz und muss nicht irgendwo in den Wald fahren, um dann z.B. zum Wasserfall zu wandern.

Der erste Wasserfall „Vasaristi“ war leider jetzt eher trocken – das war aber so schon angekündigt, da dies im Sommer wohl regelmäßig passiert. Er zählt aber eh zu den kleinsten Wasserfällen und das witzige war eigentlich, dass man jetzt im fast trockenen Flußbett laufen konnte und den „Fall“ erahnen.

Beim zweiten Wasserfall „Nõmmeveski“ handelt es sich auch um einen eher niedrigen Wasserfall, da er nur 1,2m tief fällt, aber er ist mit 16-17m Breite mit vielen anderen größeren hier in Estland zu vergleichen. Hier war der Wanderweg rund um den Wasserfall schon spannend und es gab noch eine alte ewig lange betonierte – „Wannenartige“ Eisenbahntrasse /-Brücke, die dem ganzen hier einen „Lost-Place“-Geschmack verlieh. Leider haben wir auch im Nachhinein nicht recherchieren können, was der Zweck dieser Betonkonstruktion ist/war. Wieder ein merkwürdiger Bau aus Sowjetzeiten…

Der letzte Wasserfall in unserer Reihe war der Jägala-Wasserfall. Er ist fast 8 Meter hoch und über 50m breit. Es ist der breiteste natürliche Wasserfall Estlands und aufgrund seiner guten Erreichbarkeit und Nähe zu Tallin (ca.25km) natürlich ein beliebtes Ausflugsziel und Besucher-Magnet. Hier gab es einen richtigen, gepflasterten Parkplatz mit Busspuren und Toiletten-Häuschen…

Er war trotzdem schön.

Für Tallin hatten wir uns mehrere Parkplätze herausgesucht, die alle in fußläufiger Entfernung zur Altstadt lagen. Wir wollten sie der Reihe nach abfahren, sollte einer uns nicht (vor allem auch als Übernachtungsplatz) zusagen.

Die Einfahrt in die Stadt war – obwohl es die Hauptstadt ist – entspannt, aber bald wurde unsere vorgeschlagene Route abrupt beendet. In Tallin war am Sonntag irgendein Sportereignis – wir vermuten einen Lauf, oder Marathon. Es waren also viele Straßen rund um das Zentrum gesperrt, oder zu Einbahnstraßen umgebaut. Mehrfach umkreisten wir unseren ersten Parkplatz, der aus der „Ferne“ schon ganz gut aussah. Nach ein paar Anläufen fanden wir eine Möglichkeit zwischen den Absperrungen und Umleitungen die Zufahrt zum Parkplatz anzufahren. Guter Platz: Im hinteren Bereich (ruhiger, da fast an der Hafenkante) noch viele Plätze frei, Kameraüberwachung und 4€ Gebühren für 24 Stunden.

So parkten wir unser Mobil mit der Hecksitzgruppe zum Hafen ausgerichtet und schauten, wo wir in der Nähe etwas essen könnten. Kate wurd direkt fündig – 50m vor dem Parkplatz ein Foodtruck mit den – laut Bewertungen bei google Maps – besten Burgern der Stadt. Wir gingen rüber und bestellten einen Grillburger und einen Shrimpburger. Ansage: 20Minuten Wartezeit, die sich aber im Nachhinein definitiv gelohnt haben. Ob es nun tatsächlich die besten Burger der Stadt waren oder nicht, sei dahingestellt – wir probierten keine anderen mehr 😉 – aber auf jeden Fall super Burger!

Zurück beim Mobil machte ich noch schnell eine mobile Waschmaschinenladung klar, da wir noch genügend Wasser hatten und morgen bei Circle K direkt frisches Wasser beim Verlassen der Stadt zapfen könnten.

Während ich die Maschine drehen ließ, suchte Kate noch eine Überraschung für mich raus. Sie hatte beim Befahren des Parkplatzes gesehen, dass es im gegenüberliegenden Kreuzfahrtterminal-Hafen eine Sommerdachterasse „Suveterass“ gab und fand heraus, dass sie eine Weinkarte vorhielten.

Der Dachterassenbereich war gegen ca. 17Uhr noch fast ohne Gäste und wir suchten uns eine tolle Sitzgruppe aus. Kate bestellte sich eine Flasche halbtrockenen Riesling und ich eine Flasche trockenen Pinot Grigio. So ließen wir es uns gut gehen, schauten zu unserem Reisemobil auf dem Parkplatz rüber und freuten uns, dass wir noch nicht einmal die Hälfte unserer Reise rum und schon so viel tolle Dinge erlebt hatten. Wir informierten uns auf vistittallin.ee über die morgen zu besuchenden Sehenswürdigkeiten und bestellten uns noch eine „warm snack platter“ mit einer Variation an Fingerfood.

Beim Verlassen der Terasse hätte ich noch beinahe meinen Ehering verloren, aber ich konnte ihn noch gerade festkrallen, bevor er zwischen Polster und Europalette verschwinden wollte..Puh.

Zurück beim Reisemobil sahen wir direkt, dass wir deutsche Nachbarn bekommen hatten. Ein alter Bundeswehr – „Wolf“ aus Diepholz mit einem jungen Päärchen als Besatzung.

Da sie hinten die Heckklappe geöffnet hatten und wir sie hören konnten, sagten wir kurz „Hallo – wir sind jetzt wieder da! Wollt Ihr ein Bier?“ Ja, wollten sie und so saßen wir noch ne Stunden draußen zusammen und schnackten über vergangene Reisen und die Planungen für die nächsten Wochen. Sie waren in zwei Tagen von Leipzig mit dem Wolf (Höchstgeschwindigkeit: ca90km/h) hier nach Tallin gefahren, weil sie morgen früh um 4 Uhr mit der Fähre nach Helsinki wollten. Sie würden sich mit Freunden in 10 Tagen am Nordkap treffen. Sportlich, sie wollten die Strecke hauptsächlich Offroad fahren… Als unser neuer Nachbar dann noch anfügte, dass er unser Mobil schon bei der Anfahrt gesehen hätte und er gleich feststellte, dass wir die gleiche Bereifung auf den Fahrzeugen hätten und er deshalb neben uns stehen würde, weil die anderen 4 Wohnmobile eben keine Offroader oder Overlander seien – holte ich spontan noch zwei weitere Dosen aus dem Kühlschrank.

Dann gingen wir ins Bett und in der Nacht gegen 0330 Uhr hörten wir die beiden losfahren. Gute Reise! Brr… die Vorhersage fürs Nordkap in den nächsten beiden Wochen liegt bei ca. 8-10°C. Das wäre nichts für uns.

Heute morgen sind wir dann nach dem Frühstück in die Altstadt von Tallin. Leider war es nicht so sonnig, dass unsere Aufnahmen nicht so der „Bringer“ sind, aber wir können festhalten, dass Tallin eine wunderschöne Stadt ist und wir hoffentlich nochmal wieder kommen. Vielleicht mal zum Weihnachtsmarkt?

Gegen 1330 hatten wir dann noch einen kleinen Einkauf für die nächsten Tage getätigt und fuhren – nachdem wir noch schnell bei der besagten Tankstellen-Kette mit dem großen „K“ ver-/entsorgt hatten – unsere nächsten Stellplätze an. Sie lagen etwa 60 Kilometer vor Tallin. Also etwa eine Stunde gemütliche Fahrt. Wir hatten wieder mehrere Stellen herausgesucht, weil schon im Vorfeld klar war, dass sie wohl nicht so einfach anzufahren seien. Zumindest nicht mit einem 4×2 Alkovenmobil. Tief hängende dicke Äste und steile sandige Fahrtwege hatten so manchem Vorgänger wohl den Spaß und einem fast sogar das gesamte Mobil genommen.

Der erste Platz zwar so gerade eben noch machbar, es waren manchmal 2-3cm Platz zwischen Bäumen und unserem Aufbau und Kate musste vor dem Auto laufen, um zu gucken und mir Anweisungen zu geben. Als wir dann an besagter Stelle ankamen, war nur wenig Platz, die paar geeigneten ebenen Flächen zwischen Bäumen, waren schon von drei anderen Campern belegt. Also wieder raus…. schwitz… Beim zweiten, ließen wir das Auto erst stehen und verschafften uns zu Fuß einen Überblick. Leider auch nur Platz für ein kleineres Mobil – aber auch schon belegt.

Den dritten begingen wir auch erst zu Fuß, aber irgendwie habe ich mich leichtsinnig – auch aufgrund der fortgeschrittenen Zeit – hinreißen lassen, in den Wald zu fahren. Nach 20 Metern, mussten wir den ersten dickeren Ast absägen (ich stand dafür im Fensterrahmen der geöffneten Beifahrertür). Nach weiteren 150 Meter mit bangen Minuten und Milimeterarbeit, standen wir auf einem traumhaften Platz am schneeweißen Sandstrand.

Wir machten unseren Backofen an und wollten uns gerade Pizza machen, da sagte Kate, dass es in den nächsten 2-3 Stunden heftige Regengüsse geben würde. Das ging nicht. Die Anfahrt über den sandigen Boden mit üblen Steigungen würde mit Sicherheit nicht leichter, wenn es durch den Regen auch noch matschig werden würde. Also Ofen aus, und wieder raus aus dem Wald, auf der anderen Seite der Halbinsel gäbe es wunderbar einfach anzufahrende Plätze an der Steilküste.

Nach 20 minütiger Fahrt kamen wir an der Steilküste an und irgendwie fühlten wir uns hier nicht wohl. Auch das kann vorkommen. Also ein paar Alternativen gesucht: an einem ehemaligen Baggersee, ca. 30Kilometer entfernt, sollte es auch tolle Plätze geben. Hoffentlich sind die entspannter zu erreichen. Die Fahrt war schnell gemacht, aber auch hier war die Anfahrt spannend. Hügelig und sandig trifft zwar als reine Beschreibung zu, gibt aber natürlich nicht Auskunft darüber, wie man dann mit einem 3,5 Tonnen Wohnmobil da hin kommt.

Zum Beispiel muss man manchmal vorher checken, wie tief die Durchfahrt wohl ist, denn mehr als 20-30cm Wat-tiefe möchte ich unserem Mobil nicht zumuten.

Es lief dann aber alles glatt und wir erreichten einen wirklich schönen Platz in einer ein wenig surreal anmutenden Umgebung.

Das Video schaffe ich heute nicht mehr komplett zu schneiden und zu vertonen – also verabschieden wir uns für heute und bedanken uns bei euch für eure „Treue“. Gute Nacht!

4 Kommentare zu „Tag 15/16: Wasserfälle im Lahemaa Nationalpark und Tallin

  1. Danke fuer die abendteuerliche Nachricht. FREUEN uns schon immer wieder auf einen spannenden Bericht. Das freut uns, dass euch Talin auch so gut gefallen hat. MORGEN eine gute Weiterreise und gutes Wetter.

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  2. Danke für die tollen Eindrücke! Wieder SUPER Bilder und ein mega Bericht dazu 👍
    Freuen uns auf weitere Nachrichten von Euch….. So schön, dass es Cindy wieder besser geht 💓🐶💓 Glg von uns 😘

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