Immer wieder sind wir hin und her gerissen, wie geht es weiter? Direkt nach Hause? 3 Tage „Vollgas“, oder kleine 100 Kilometer Strecken und doch weiter an der Küstenlinie Lestlands über Kolka, Ventspils(Windau), Liepaja(Liebau) nach Klaipėda(Memel) und dann über Usedom nach Hause? Hm…Bis nach Riga wäre die Überlegung noch aufzuschieben, da der Weg bis dahin eh nicht abkürzbar wäre. Egal wofür wir uns entscheiden – Riga liegt auf dem Weg.
Aber sind wir dann am Samstag gemütlich vom „Waldparkplatz“, den wir mal wieder völlig allein für uns hatten, gestartet. Es sollte nur eine kurze Etappe an verschiedene kostenlose „Campingplätze“ in Lettland am Sandstrand der Rigaischen Bucht – etwa 90km vor Riga – werden. Da ja Samstag war, wussten wir halt nicht, ob wir auf den exponiert liegendenden Plätzen eine Chance hätten, zu stehen. Auf Gedrängel hatten wir auf jeden Fall keine Lust.
In Pärnu machten wir noch einen kleinen Stopp, um in einem Automaten-Waschsalon ein paar Jeans zu waschen. Größere und schwerere Baumwollteile bekommt man mit unserer travel-laundry nur schwer geschleudert und dementsprechend nur langsam getrocknet. Während unserer Wäsche-Wartezeit versuchten wir bei zwei Tankstellen Wasser zu bekommen, was allerding nicht klappte, da es bei der ersten keine Möglichkeit gab, unseren Adapter aufzuschrauben und bei der zweiten hatte ich zwar etwas gebastelt, aber da gab es keinen Wasserdruck, so dass wir eine Ewigkeit hätten warten müssen. Also nichts… Wir holten unsere Wäsche aus dem Automatensalon und fuhren los.
Wir fuhren also den „old Tallin-Riga-Highway“ oder die „Via Baltica“– wie sie heute genannt wird – gen Süden. Die Straße ist gut ausgebaut und wir hofften, dass es – nicht wie im Osten – zwischen Lettland und Estland wieder einen so himmelweiten Unterschied zwischen den Straßenzuständen geben würde.

Vorher hatten wir uns natürlich wieder unter covidpass.lv registriert und bekamen aufs Handy unsere beiden QR-Codes. 10 Kilometer vor der Grenze wurden in Estland ankommende Fahrzeuge tatsächlich von der Polizei im Rahmen einer improvisierten Kontrolle angehalten. Der eigentliche Grenzübergang – wenn man ihn so nennen möchte – war aber eher ein zerfallenes Konvolut aus alten Zoll- und Abfertigungsbaracken und es war keine Menschenseele zu sehen. Der befürchtete straßenmäßige „Knall“ blieb auch aus. Der Zustand blieb „normal“ und so fuhren wir also eine knappe halbe Stunde weiter. Leider hatte uns TomTom wieder an eine falsche Abfahrt, bzw. Kreuzung gelotst, da der erste eingegebene Stellplatz natürlich ausserhalb einer Erreichbarkeit über befestigte Straßen liegt, bzw. selbst Google Maps teilweise die kleinen Sandwege nicht mal als Fuß-/Wanderweg erfasst hat. Aber das kannten wir ja schon. Zum Glück konnten wir in dem Waldstück, in das uns TomTom geroutet hatte, wenden und über unsere Offroad-Navi fanden wir dann die richtige Zufahrt. Das machte es allerdings nicht wirklich besser, weil es über eine 5 Kilometer lange, echt üble Wellblech- Sandpiste ging….. Mit 15km/h ruckelten wir also unserem ersten Ziel entgegen. Aber der erste zwar direkt gleich unser Platz. Es gab noch eine freie Stelle, die wir rückwärts anfahren konnten und somit einen herrlichen Blick über die Bucht hatten. Wir waren geflasht – so etwas wahnsinnig Schönes ist bei uns nicht denkbar… 3 andere Wohnwagen standen zwar schief verteilt zwischen groben Sitzgarnituren und Strandaufgängen, in großem Abstand, es gab Grill-/Feuerstellen und Mülleimer und das alles wieder für LAU…Wir hatten unbewusst eine Stelle auf dem Platz angepeilt, die von keinem weiteren Fahrzeug, oder Zelt genutzt werden könnte, wir hatten eine „eigene“ Sitzgruppe, eine Feuerstelle und einen „eigenen“ Strandaufgang, den wir natürlich sofort ausprobieren mussten. Der Wahnsinn. Offenbar sind wir im Baltikum schon „spät“ unterwegs. In Bewertungen vom Juni und Juli stand immer „egal welches Wetter, am Wochenende immer voll und laut“. Der Strand war leer. Es war ruhig – im Sinne von Menschenlärm, denn da es recht windig war, rauschten die Wellen an den Strand, das es nur so dröhnte…






Kate machte später ein leckeres Mittag/Abendessen und wir gingen danach erneut mit Decke und Wein an den Strand.












Heute morgen entschieden wir uns dazu, unserer Hünding kein Diazepam zu geben, da wir das Gefühl hatten, dass sie echt neben der Rolle – selbst bei der sehr geringen Sedierung – in den letzten Tagen war. Heute würde es ja wieder nur einen 60 Kilometer Abschnitt auf der gut ausgebauten Straße geben und der Stellplatz würde ohne großes „Bohei“ und ohne Umwege (hoffentlich) anfahrbar sein, wir hatten in Riga reserviert. Dass wir hier auf einen bewachten „Campingplatz“ gehen würden und somit unseren „Übernachtung zum Nulltarif“-Schnitt kaputt machen würden, war mehr so ein Bauchgefühl. In Tallin standen wir auch einfach nur auf einem Parkplatz in der Stadt. In den einschlägigen Apps, hätte man ähnliche Parkplätze in Riga auch finden können (um für 4 Euro für 24 Stunden zu parken), aber es gab einige negative oder „auffällige“ Bemerkungen/Bewertung der Spots in denen Wörter wie „aufgebrochen“, etc. vorkamen. Wir sind uns zwar sicher, dass uns das auch in Tallin hätte passieren können und die Chance in Städten für derartige Überfälle mit Sicherheit – egal wo auf der Welt – größer ist, aber irgendwie haben wir das politisch völlig unkorrekte Gefühl, dass Lettland irgendwie „unkultivierter“ als Estland ist. So fuhren wir also unseren reservierten Platz auf dem Riga-City-Camp an, der eigentlich nichts anderes als ein umgewidmeter etwas verwahrloster Parkplatz hinter einem Messegelände ist. Hier gibt es Ver- und Entsorgung, wenn auch gleich echt rudimentär zusammengeschustert.
Nach einer „home-“ oder besser „mobile-baked“ Pizza aus der Bordpizzeria machten wir einen kurzen Spaziergang in der Umgebung, die – wie in Wilna(Vilnius) – wieder sehr bipolar war. Auf der einen Seite nagelneue Villen mit Blick auf den Daugav – direkt daneben Häuser, die wie besetzt aussehen und völlig heruntergekommen sind und vor denen kaputte Einrichtungsgegenstände, alte kaputte PKW stehen und die Bewohner unter Einfluss – von was auch immer – versucht haben, aus Autoreifen und „Gästeklo-pflanzen“ ein Blumenbeet anzulegen… Der Hammer.




Der weitere Plan sieht nun wie folgt aus: Nach mehreren echt emotionalen Überlegungen, wie wir denn jetzt – so gut wie möglich – den Bedürfnissen unserer Hündin gerecht werden können, haben wir uns entschlossen, den gesamtem Küstenteil von Lettland und Litauen, also die Küstenroute zwischen Kolka, Ventspils, Liepaja und Klaipeda auszulassen und in wirklich kleinen Etappen die nächsten 14 Tage (heute in zwei Wochen wollen wir wieder zu Hause sein), auf gut ausgebauten Straßen zuerst in Richtung Kaunas, dann Suwalki, Bialostok, Warschau, Lodz, etc. – also ab Suwalki die gleiche Strecke, wie wir gekommen sind – zurück zu fahren. So haben wir max. 2 Stunden Fahrt am Tag und können vor allem das „Geruckel“ für den Hund, der ja während der Fahrt nichts sieht – weil sie zwischen den Sitzen liegt – stark minimieren. Beim Vestibularsyndrom ist dem Hund natürlich schwindelig und oft schlecht – da sind vermutlich 25 Kilometer auf einer Offroadpiste nur eingeschränkt kurativ..


Morgen werden für ohne Cindy zu Fuß in die Altstadt gehen und uns gegen Nachmittag weiter auf der „Via Baltica“ in Richtung Süden aufmachen. Schade, so haben wir dann ab jetzt keine Küstenplätze mehr, aber wir hatten bisher wirklich so viele tolle Plätze und vor allem ja auch schöne Ecken weit ab der Küste, dass wir sicher sind, dass diese Entscheidung nicht „Abbruch“ der Reise bedeutet. Wenngleich wir das bei dieser Route dann immer sofort tun können.
10 Minuten nachdem ich diese Zeilen tippte und den Tagesblog für heute schließen wollte, kam eine geführte Wohnmobilreisegruppe aus Italien mit 20 Reisemobilen an und sorgten für „mächtig“ Wirbel auf dem unorganisierten Platz. Er ist ja nicht parzelliert und somit stehen alle – irgendwie. Auch schien die Gruppe nicht reserviert zu haben. Also rannte einer der „guides“ über den Platz lotete auch die noch so kleinste Lücke aus und lotste die Fahrer mit Hilfe eines Funkgerätes in die schmalen Plätze. Der „K-Yacht“, die neben uns stehen sollte, half ich beim Einparken – da die Beifahrerin „nur“ vor der Scheibe des Integrierten Mobils stehend (innen!), wilde Kommentare und Befehle gab. Auf Anhieb klappte das Manöver und ich gab noch den Tipp, dass es einen Schuko-Adapter hier bräuchte, da es keine – sonst üblichen CEE -Steckdosen als „HookUp“ gäbe. Der Fahrer schloss sein Kabel an, bedankte sich und fragte uns, was für Wein wir trinken würden …. Wir antworten wahrheitsgemäß, dass wir eine Riesling-Sauvignon-Cuvee trinken würden… Er schüttelte den Kopf, rümpfte die Nase und griff gekonnt in ein Fach im Boden seines Reisemobils und holte eine Flasche Sangiovese heraus, die er mir – als Dank – in die Hand drückte.

Wir mussten natürlich erst unseren Kanister Weißwein lenzen, bevor wir den geschenkten Sangiovese decantieren würden… Dabei bekamen wir spontan Lust auf etwas Knabberzeug – allerdings wussten wir nicht so genau worauf…. Im nahegelegenen Rimi Supermarkt (riesengroß) würde ich fündig werden, also gingen wir noch einen kleinen Gang mit Cindy. So hatten alle etwas davon…. Ich besorgte einfach von allem etwas… Süß, herzhaft, knabberig, schokoladig oder nussig….



Wir nutzten noch die Restsonne bis ca. 2000 Uhr und gingen dann rein.
Wieder mal interessant und spannend, freuen uns schon immer auf die nächste Nachricht. Wir sind wieder in Varel. Waren wunderschöne 14 Holland Tage. Morgen ist mein 3.Impftermin.um 11Uhr 30 in Whaven. Euch einen schönen Abend und eine ruhige Nacht.
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Alles Gute morgen für deinen Termin! Wir wurden offenbar nicht angeschrieben….
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