Wir suchten uns eine Tierklinik in Kuressaare – offenbar der/die einzige Kleintier-VeterinärIn auf Saaremaa und machten uns nach dem Frühstück auf den Weg. Wir wollten unsere Hündin zumindest bei der Tierärztin vorstellen, bevor wir jetzt die nächsten Wochen ihr immer „nur“ Diazepam verabreichen, damit sie nicht schwindelig und nervös durch die Gegend irrt. Die Praxis lag in einem Gewerbegebiet und hatte von außen eher den maroden Ostblock-Charme. Ich ging erst alleine rein um den Sachverhalt vorab zu erklären, bzw. erst zu checken, ob wir einen Termin bräuchten. Ich war überrascht – ich betrat einen freundlichen Empfangsbereich und wurde auf perfektem Englisch begrüßt und gefragt, was denn genau unser Problem sei. Ich erklärte schnell die Lage und die Arzthelferin verschwand kurz, um mit der Ärztin zu sprechen. Die hätte gleich einen längeren OP-Termin und sie müsse fragen, ob wir noch vorher in das Programm passen.




Nach wenigen Minuten kam sie wieder und bat mich, unsere Hundedame zu holen und im modern eingerichteten Behandlungszimmer auf die Ärztin zu warten. Das machten wir. Die Ärztin kam in wirklich kurzer Zeit und ich erklärte ihr auf Englisch, was wir in den letzten Tagen so am Hund beobachtet und wie die aktuelle Lage sei. Sie bestätigte auch die telefonische Ferndiagnose unserer Tierärztin in Varel. Sie bot an, ein Blutbild zu machen, denn dann könne sie auch schauen, ob wir medikamentös etwas tun könnten. Das Vestibular-Syndrom kommt zwar – gerade bei älteren Hunden und Katzen – sehr häufig aus ungeklärter Ursache vor, es könnte aber auch eine Infektion vorliegen. Dies könne man dann anhand eines erhöhten CRP-Wertes überprüfen. Wir willigten ein, unserer tapferen Hundedame wurde Blut abgenommen und wir warteten ca. eine halbe Stunde auf das Ergebnis des Blutbildes.
Eine Infektion wurde ausgeschlossen und die Ärztin hätte in diesem Fall gerne Prednisolon als Injektion gegeben, weil das Hormon wohl positive Eigenschaften beim Abklingen des Syndroms hat, das fiel aber aufgrund erhöhter Kreatinin-Werte (also etwas eingeschränkter Nierenfunktion) aus. Die hatte sie vor einem Jahr auch schon mal, wir hatten daraufhin ein Nahrungsergänzungsmittel für die Nierenfunktion bekommen, welches wir auch mithatten. Leider sagte die Ärztin, dass sie uns auch kein Prednisolon als Tabletten mitgeben könnte, die orale Gabe des Hormons hätte in Estland keine Zulassung, vielleicht aber in Finnland oder Lettland – sie wäre sich nicht ganz sicher. Nach Finnland würden wir jetzt nicht ganz fahren, aber – je nachdem, wie sich der Zustand ändert – suchen wir vielleicht in Lettland oder Litauen nochmal eine TierPraxis auf. Sonst in knapp 2 1/2 Wochen bei uns zu Hause. Sie verschrieb uns, weil das wohl dann im Moment die sinnvollste Medikamentation sei, weitere Diazepam in geringerer Dosis. Das fanden wir gut, weil wir ja nur über eine absolute „Notfall-Ration“ verfügten und diese schon „angeknappert“ war.

Das Medikament würde ich bei einer „normalen“ Apotheke bekommen. Stimmte soweit auch, allerdings mit einer halbstündigen Dateneingabe meiner Passport-ID – die dann in einem europäischen Register verifiziert werden musste, da ich zwar EU-Bürger bin, aber keine estnische Sozialversicherungsnummer besaß, die für die Abgabe von verschreibungspflichtigen Betäubungsmitteln nötig ist. Da könnte ja sonst jeder kommen, einen verwirrten Hund mitbringen und sich bei einem Veterinär Benzodiazepine für den täglichen „Bedarf“ organisieren. Für 3,25€ auf jeden Fall im Taschengeldbereich…
Die zweite größere Hürde heute war das Reisemobil von dem echt festsitzenden Schlamm aus Sand und Asphalt zu befreien. Wir fuhren eine SB-Waschbox in der Umgebung an und ich wechselte vorsorglich zwanzig Euro in Waschmünzen. Offenbar ist hier das Problem bekannt und es gab direkt einen Sprüher mit Asphalt-Entferner. Der war zwar schweineteuer (vier Wertmünzen á 50ct waren innerhalb weniger Sekunden weg), aber es funktionierte und somit war es mir den teuren Spaß wert.
Asphalt Remover
Im Anschluss machten wir noch einen kleinen Einkauf mit frischem Gemüse und ein paar alkoholischen Getränken und fuhren gen Norden. Dort sollte es auf der Halbinsel Triigi zwei RMK Grill- und Picknickplätze geben, die relativ problemlos mit unserem Alkoven anfahrbar sein sollten. Auf Sandbleche und Windeneinsatz hatten wir keine wirkliche Lust mehr.
Wir fanden nach ein paar Rangierfahrten auf dem Areal einen schönen Platz mit Sicht auf die Bucht. Wir machten uns noch ein Abendessen und ließen den Tag ausklingen.





Heute morgen sind wir dann ohne Streß in den Tag gestartet – wir wussten ja, dass wir nicht vor 1600 Uhr hier abfahren würden. Also rutschten wir mit unseren Stühlen nach dem Frühstück in die Sonne und wanderten mit ihr am Rande des Schattens der Bäume einmal quer über die kleine Bucht. Zwischendurch tauchten wir unsere Füße ins Wasser und sahen den Fischschwärmen zu, die man mit bloßem Auge erkennen konnte.







Nach dem späten Mittagessen fuhren wir dann wieder in Richtung Fährterminal. Kurz vorher machten wir noch einen Stop und Kate besuchte eine Känguruh-Farm, die noch jede Menge anderer Tiere beherbergte.







Gegen 1900 Uhr kamen wir am Hafen an. Wir hatten uns schon gewundert, welch Automassen uns entegegen kamen. Offenbar nutzt der „Festland-Este“ die Inseln am Wochenende zur Erholung. Wahnsinn – die paar kleinen Supermärkte an der Inselhaupstraße waren voll und es kamen immer mehr. Umso wohler fühlten wir uns, dass wir heute Abend schon die Insel verließen und nicht erst – so unser erster Plan – am Samstag ganz früh.
Wir fuhren nach der 25 minütigen Überfahrt noch ein Stückchen in Richtung Pärnu und fanden einen schönen Picknick-Platz etwas abseits der Straße, der bis morgen früh unser Camp-Spot sein wird.






In Deutschland undenkbar: Die im Holzklotz steckende – ungesicherte – Axt für die Verwendung durch Jedermann….
Viel Spaß mit dem Video, bzw. mit der Episode 13!
Wieder auch für uns aufregend und spannend. Hoffen wir, dass Cindy mit den Medikamenten sich ein wenig wohler fuehlt. Euch drei eine gute Nacht. DANKE.
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